01.04.2022, 12:00

Wie Niesky zu seinen grünen Oasen kommt

Die Parkfreunde haben ein neues Buch über die Parkanlagen in der Stadt geschrieben. Am Sonnabend wird es in Niesky präsentiert.

Von Steffen Gerhardt

Niesky ist eine Stadt im Grünen - und daran hat sich seit der Grundsteinlegung im Jahr 1742 nicht viel geändert. Den Nieskyern ist der Gottesacker bekannt, der Astrachan und auch der Monplaisir. Selbst der Zinzendorfplatz gehört als Anlage dazu. Aber dass es noch einige andere grüne Oasen gibt, wie die Schwesternplantage, Heinrichsruh oder die Missionsplantage, das wissen oft nur die Alteingesessenen. Daher haben es sich die Nieskyer Parkfreunde zur Aufgabe gemacht, vorhandene Parks nicht nur zu pflegen und zu erhalten, sondern auch das Wissen über sie und ihre Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Herausgekommen ist ein 118 Seiten starkes Buch, dass die Nieskyer Parkanlagen vorstellt. Illustriert mit vielen Fotos und Karten aus verschiedenen Zeiten, geben die einzelnen Kapitel zu dem jeweiligen Park Einblick in seine historische Gestaltung, seine Vergangenheit und Entwicklung bis heute. Dass die Parkfreunde das jetzt in einem ansprechenden Buch darlegen können, hat eine längere Vorgeschichte. Sie führt ins Jahr 2009 zurück, berichtet Marcel Scholze. Damals bekamen sie eine alte Postkarte von Niesky in die Hände - und die machte sie neugierig, tiefer in die Geschichte Nieskys und seiner Parkanlagen einzudringen. Der Forscherdrang war damit geweckt.

Schüler schaffen eigene Gärten

Das führte zur ersten Publikation "Mein Vergnügen". Der Spaziergang durch die historischen Parkanlagen in Niesky wurde 2012 veröffentlicht. War dieses Büchlein mehr eine Dokumentation zu den Nieskyer Grünanlagen, so wurde die jetzt vorliegende Ausgabe erweitert, um die aktuellen Veränderungen und auch neue Erkenntnisse zu den Parks in Niesky einfließen zu lassen. Dazu kommt noch ein anderer Aspekt: Die ursprünglichen Gärten wurden von Schülern geschaffen, die im Pädagogium lernten und im Internat in Niesky untergebracht waren.

Die Pfarrerin der Brüdergemeine Niesky, Christiane Pietsch, schreibt in dem Buch: "Auch die Parks in Niesky sind eine Folge dieser Erziehung. So wurde im gemeinsamen Planen und Arbeiten die Gemeinschaft gefördert. Außerdem ergaben sich viele Möglichkeiten der Gestaltung." Dazu muss man wissen, dass die Knaben, die in Niesky unterrichtet wurden, angehalten waren, sich mit Literatur, Theater und Musik zu beschäftigen, aber auch Sport zu treiben. Die Parks waren zugleich ihre Sportstätten. Überliefert ist, dass 1830 fünf Recks und zwei Barren in Astrachan und Monplaisir standen und 1841 die Knaben einen eigenen Turnplatz am Monplaisir hatten. So verwundert es nicht, dass in Niesky die erste Schulsporthalle Deutschlands in Nähe der Knabenanstalt gebaut wurde - die Jahnhalle.

In Archiven gestöbert

Das alles herauszufinden, das kostet Zeit und braucht die richtigen Quellen. Deshalb sind die Parkfreunde der Brüdergemeine Niesky, der Unität Herrnhut und dem Nieskyer Museum dankbar, dass sie unkompliziert deren Archive durchstöbern durften. Aber auch viele Nieskyer und Ex-Nieskyer, die mit ihrer Stadt weiter verbunden sind, stellten Material zur Verfügung. Dazu kommt noch eine Finanzspritze aus dem Sächsischen Mitmachfond sowie Spenden Nieskyer Unternehmen, die den Druck des Buches bei Winter in Herrnhut erst möglich machte.

500 Exemplare sind erst einmal gedruckt, erläutert Lothar Halke, Gartenfachmann und Parkfreund. Am Sonnabend stellen die Parkfreunde ihr neues Werk in der Kirche am Zinzendorfplatz vor. Zu kaufen für 27,50 Euro gibt es das Park-Buch nicht nur an dem Abend in der Kirche, sondern fortan in den Comenius-Buchhandlungen Niesky und Herrnhut, im Museum Niesky und im Pfarramt am Zinzendorfplatz. Weitere Verkaufsmöglichkeiten werden noch geprüft. Da das Buch über die ISBN-Nummer 978-3-9811795-7-6 verfügt, ist es auch beim deutschen Buchhandel gelistet.

Pennälertreffen inspiriert zum Park

Die Parkfreunde schlagen in ihrem Buch den Bogen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Das Buch endet mit dem Park der Generationen. In Vorbereitung des 3. Pennälertreffens 2003 entstand die Idee, die Grünfläche zwischen Richard-Neumann-Straße und dem Bahnhof zu gestalten. Angefangen mit dem ersten Abiturjahrgang 1948 bekam jeder Jahrgang einen Baum gepflanzt oder setzte ihn selbst in die Erde. Initiator dieser Aktion ist der Schulförderverein des Gymnasiums, der das Gelände weiter zu einem Park gestalten möchte.

Damit bekommt der Nieskyer Norden nun auch seinen Park, wobei es bereits 1925 erste Ideen gab, die Fläche zu einem Stadtpark zu profilieren und damit den Bahnhof optisch näher an die Stadt zu rücken. Dass die Lücke zum Bahnhof erst in den 1980er Jahren zwei Schulen, eine Turnhalle und mehrere Wohnblocks schlossen, daran war in den 1920er Jahren noch nicht zu denken.