Im Jahr 1869 wurde in Niesky die Missionsschule der Brüdergemeine gegründet, in der bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges über 300 Absolventen aufgenommen wurden. Das 1885 errichtete Gebäude - heute der Zentrale Hort der Stadt Niesky - zeugt von der Größe und Bedeutung dieser Bildungseinrichtung. Neben der umfangreichen theologischen Ausbildung erhielten die zukünftigen Missionare Unterricht in Fächern wie Sprachen, Völkerkunde, Phonetik, Religionsgeschichte der Erde, Medizin und Fotografie.
Verschiedene Handwerke – Tischlerei, Schlosserei und Gartenbau – gehörten ebenso zum Stundenplan, wie Turnen und Erziehung zur Höflichkeit. In dem erweiterten Nebengebäude befand sich eine große Tischlerwerkstatt mit acht Hobelbänken, eine Schmiede und ein fotografisches Atelier mit allem Zubehör. Hier wurde der Umgang mit den für die damalige Zeit modernen Phonographen und Fotoapparaten vermittelt. So war es möglich, Bilder und Geräuschaufnahmen aus aller Welt nach Hause zu schicken.