Die Pläne für den ersten Saal hat Siegmund August von Gersdorf angefertigt, der sich als junger Mann in Dresden gute Kenntnisse der sächsischen Barockarchitektur angeeignet hatte und inzwischen der Brüdergemeine als Generalbaumeister diente.
Sein Entwurf lehnte sich äußerlich an das Vorbild der evangelischen Bethäuser in Schlesien an. Die innere Gestalt des Saals orientierte sich an den Bedürfnissen der brüderischen Liturgie und griff auf das Vorbild des großen Gemeinsaals im Herrnhaager Grafenhaus zurück.
Wesentlich für den Entwurf war die Symmetrie von Brüder- und Schwesternseite, die jeweils eine eigene Eingangstür hatten. Jeder Eingang führte in einen Vorraum, von dem man seitlich in den Saal und nach hinten in eine Sakristei gelangte. Ein rückwärtiger Anbau auf der Schwesternseite enthielt eine Küche und mehrere Kammern.
Mit seinen hohen Fenstern, der breiten symmetrischen Front und dem barocken Dachreiter war er der erste "klassische" Betsaal der Brüdergemeine, der Prototyp für den Bau des Herrnhuter Saals 1757 und aller weiteren brüderischen Säle in Europa und Nordamerika.
Bis dahin hatte es nur Gemeinhäuser gegeben, in denen ein Betsaal integriert war, wie etwa in Herrnhut, in Ebersdorf oder auf dem Herrnhaag. Erst in Niesky errichtete man den Saal als ein eigenes Gebäude an zentraler Lage auf der Stirnseite des Platzes.
Eine Besonderheit des Nieskyer Bethauses war der kleine Glockenturm, der auf dem Dachfirst thronte und das Gebäude als kirchlichen Versammlungsort kennzeichnete. Hier fand die erste Nieskyer Glocke, die bereits 1745 angeschafft worden war, ihren Platz.