20.07.2024, 09:00
Niesky: Wann läutet am Zinzendorfplatz die dritte Glocke wieder?
Im September soll es losgehen mit dem Einbau eines neuen Glockenstuhles in die Kirche der Brüdergemeine. Zuvor steht noch eine Herausforderung an.
Von Steffen Gerhardt
Die Tage des angeknacksten Glockenstuhles im Kirchturm am Zinzendorfplatz sind gezählt. Im September soll es mit der Demontage der Stahlträger des bisherigen Glockenstuhles losgehen. Ihm folgt einer aus Holz, an dem die drei vorhandenen Glocken neu befestigt werden.
Für den 30. Juli ist die Anlaufberatung angesetzt, erfuhr SZ von Achim Schiewe von der Nieskyer Brüdergemeine. Danach wird feststehen, wie der Bau abläuft und in welcher Zeit. Auch ob es zu zeitweiligen Sperrungen an der Westseite des Zinzendorfplatzes kommen wird. Bereits jetzt steht fest, wohin mit den drei Glocken. "Sie werden im Turm nur höher gehängt, um darunter Baufreiheit zu haben", erklärt Achim Schiewe. Das ist die schnellste und preiswerteste Variante gegenüber dem Entfernen aus dem Kirchturm und dem späteren wieder Einsetzen. Wie das stählerne alte Glockengestell den Turm verlässt, wird auch noch zu besprechen sein.
Drei Tonnen Gewicht seit 100 Jahren
Seit über einhundert Jahren schwingen drei Bochumer Stahlglocken mit einem Gesamtgewicht von 3,1 Tonnen, das entspricht dem Gewicht von zwei kleineren Pkw, in einem Stahlglockenstuhl, der seit Jahren Ermüdungserscheinungen zeigt. Nun soll dieser ganz raus und mit einer Holzkonstruktion getauscht werden. Diese verkraftet besser die Schwingungen als Stahl.
An dem neuen Gestühl wird auch die mittlere Glocke zu hören sein. Sie ist bis dahin stillgelegt, da sie am höchsten hängt und die kräftigsten Schwingungen in dem Glockenstuhl verursacht. Wann der Dreiklang in der Kirche der Brüdergemeine wiederhergestellt ist, lässt sich laut Achim Schiewe noch nicht sagen. Dass der Baustart so spät erfolgt, hat etwas mit der Brutzeit der Fledermäuse und Dohlen in dem Glockenturm zu tun. Denn auch diese Tiere sind inzwischen heimisch geworden, trotz des "Gebimmels" um sie herum.
Glockenklang nach Notreparatur
Es ist höchste Zeit für einen Baubeginn, damit die Kosten nicht noch weiter in die Höhe klettern. Am 8. Januar 2021 wurde die Glockenanlage im Turm der Kirche am Zinzendorfplatz stillgelegt. Nach einer Notreparatur am Glockenstuhl konnten zu Ostern 2021 wenigstens die große und die kleine Glocke zum Fest der Auferstehung geläutet werden. Zu dieser Zeit wurde von einer Bausumme von bis zu 100.000 Euro ausgegangen.
Anfang 2023 beauftragte die Nieskyer Brüdergemeine ein Dresdner Ingenieurbüro mit der Planung des Vorhabens. Da war schon eine Summe von 120.000 Euro im Gespräch. Jetzt sind die Baukosten bei 159.000 Euro angekommen. "Das bedeutet, uns fehlen noch rund 30.000 Euro, die wir durch Spenden einwerben wollen", sagt Achim Schiewe.
Gespendet werden darf weiterhin
Um das Geld zusammenzubekommen, erschloss sich die Brüdergemeine verschiedene Quellen. So kommen finanzielle Zuschüsse von der Sparkasse und ihrer ostdeutschen Stiftung, der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Kiba) und aus dem Kollektenfonds der Herrnhuter Brüderunität, berichtet Viktoria Franke vom Kirchenrechneramt. Dazu wird um Spenden geworben. Bisher sind das zusammen 130.000 Euro. Im vergangenen Jahr erfolgte im Internet eine Crowdfunding-Aktion - zu Deutsch: Schwarmfinanzierung - über zwei Monate. Erklärtes Ziel waren 15.000 Euro, zusammengekommen sind am Ende rund 16.900 Euro.