18.01.2024, 15:00
Damit am Nieskyer Wartturm die Musik wieder spielt
Lackfabrikant Michael Schäfer hat eine Idee und sucht Verbündete, die mit ihm den Aussichtsturm aus dem Dornröschenschlaf wecken. Die Parkfreunde freuen sich auf Unterstützung.
Von Steffen Gerhardt
Er war einst ein beliebtes Ausflugsziel der Nieskyer, das Wahrzeichen der Stadt im Grünen: der Wartturm. In den jüngsten Jahren lebt er nur noch als Auszeichnung fort. Der Wartturm-Pokal für verdienstvolle Bürger und Vereine der Stadt. Verliehen auf dem jährlichen Bürgerball. Die diesjährige Gala findet am 23. März im Bürgerhaus statt.
An diesem bedauerlichen Zustand will Michael Schäfer etwas ändern. "Der Wartturm soll wieder zum Ausflugsziel werden", sagt der Geschäftsführer der Höpner Lackmanufaktur in Niesky. Aber bevor es so weit ist, muss einiges am und in dem Turm gemacht werden. "Das ist machbar, ohne Fördermittel und große Geldsummen", ist der Unternehmer überzeugt. "Wenn jeder das einbringt, was er selbst am besten kann, herstellt oder betreibt."
Michael Schäfer hat dazu einen Aufruf auf der Facebook-Seite seines Unternehmens gestartet, gekoppelt mit einer Umfrage, ob überhaupt Interesse dazu besteht. 115 Antworten sind bisher gegeben, wobei 95 Prozent mit einem "Ja" dafür sind, "den Wartturm aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken und ihm wieder das verdiente Scheinwerferlicht zu geben!", wie es Herr Schäfer formuliert.
Bürger, Vereine und Betriebe sind gefragt
Niesky ist vielfältig an Handwerk und Unternehmertum. Das möchte Michael Schäfer zusammenführen, um am Wartturm etwas zu bewegen, ihn wieder herauszuputzen. Er selbst würde die Farbe zur Verfügung stellen und damit die notwendigen Malerarbeiten übernehmen. Nicht nur, um die Graffiti-Schmierereien am unteren Ring und der Eingangstür zu beseitigen, sondern auch, um den inneren Holzausbau wieder Farbe zu geben.
Michael Schäfer hat sich in die Geschichte des Turmes vertieft und herausgelesen, dass die Nieskyer schon einmal Hand angelegt hatten und sich einen stabilen Turm aus Mauerwerk gebaut haben. Denn 1833 hatte ein kräftiger Sturm den bisherigen hölzernen Pavillon umgeweht und zu Kleinholz gemacht. 1835 stand das neue Bauwerk auf Nieskys höchster Erhebung. Mit einer Kuriosität. Der Umfang des Turmes hat das gleiche Maß wie seine Höhe: 18 Meter. Damals setzte sich besonders Christian Friedrich Schordan als Direktor der Internatsschulen für den Wiederaufbau ein. Das könnte 190 Jahre später wieder so sein, wenn sich viele Nieskyer einbringen, ist der Unternehmer überzeugt.
Das Wiederbeleben des Wartturmes könnte ein Gemeinschaftswerk von Stadt und Brüdergemeine, sie ist die Eigentümerin des Turmes, und vielen weiteren Partnern sein, deren Herz für Niesky und damit auch für das Wahrzeichen schlägt. Dafür möchte Michael Schäfer werben. Mit der Oberbürgermeisterin hat er über sein Vorhaben bereits gesprochen. Nun will er weitere Gespräche mit der Brüdergemeine und möglichen Interessenten führen, sagt er.
Parkfreunde brauchen Unterstützer
Die Nieskyer Parkfreunde freuen sich auf diese Zusammenarbeit, denn einen Unterstützer mit Lacke und Farben brauchen sie noch. Marcel Scholze sagt, dass die Plattform und die Geländer dringend einen neuen Schutzanstrich benötigen. Sie selbst haben schon das Dach repariert, damit es nicht mehr durchregnet - und das alles im Ehrenamt und über Spenden finanziert.
Bei einem gemeinsamen Termin mit Herrn Schäfer sollen die Arbeiten abgesprochen werden und was jeder beisteuern kann. "Die Nachfrage, den Turm auch von innen zu besichtigen, ist in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Das merken wir nicht nur zum Tag des offenen Denkmales, sondern auch durch Anfragen für Klassentreffen", berichtet Marcel Scholze.
Beliebte Konzerte am Wartturm
Alt eingesessenen Nieskyern ist der Wartturm noch als Ziel des Sonntagspazierganges bekannt, aber auch als Veranstaltungsort. Beliebt waren die Wartturmkonzerte in den 1990er Jahren, organisiert vom Frauenchor Niesky. Die Frauen sangen nicht nur, sie sorgten auch für Kaffee und Kuchen. Nun haben sie ihren Platz am Wachsmannhaus gefunden.
Vandalismus und Zerstörungswut sind auf dem Turmgelände traurige Gegenwart. Die Nieskyer Parkfreunde kümmern sich auch um dieses Areal der früheren Schwesternplantage. Ersetzten 2022 gleich zweimal hintereinander eingeschlagene Fensterscheiben und sorgen für Sauberkeit auf den inzwischen zugewachsen sternförmigen Sichtachsen.
Für Beschäftigung ist also gesorgt, Michael Schäfer will sie koordinieren. Er ist der Ansprechpartner für interessierte Turmretter.
Kontakt: Telefon 03588 2596210, E-Mail mschaefer@hoepner-lacke.de